Interview mit Spielertrainer Lars Weingärtner

Interview zwischen Walter Biba, Beisitzer im Vorstands-Team des SVA, und Lars Weingärtner, Spielertrainer des A-Teams:

1.) Die KOL der Saison 2018/19 gilt als die stärkste der letzten Jahre. Woran machst Du persönlich das fest?

Ob es jetzt die stärkste KOL der vergangenen Jahre ist, das will ich jetzt noch nicht vollständig beurteilen, denn dafür habe ich noch zu wenig Spiele in der Saison gesehen. Auffällig ist, dass unheimlich viele höherklassige Spieler diesen Sommer in die Kreisoberliga Gelnhausen gewechselt sind. Und so etwas hebt automatisch das Niveau der Liga an. Der SV Neuses hat mit Kevin Lehr einen Gruppenliga-Torjäger geholt, Guiseppe Sbano von der SKG Mittelgründau spielte vergangene Runde noch Verbandsliga bei der SG Bruchköbel, Kevin Demuth (Germania Rothenbergen) und Jannik Burgstaller (vom SVA) kommen ebenfalls aus der Verbandsliga und der FC Gelnhausen hat mit Steven von der Burg sogar einen Hessenliga-Mann an Land gezogen. Das ist schon enorme Qualität, und das waren nicht mal alle. Ich als Trainer finde es spannend, dass diese Liga so ausgeglichen besetzt ist wie selten zuvor. Ich denke wirklich, dass in der Klasse jeder jeden schlagen kann. Und das macht die Kreisoberliga diese Saison unheimlich interessant. 

 

2.) A- und B-Team sind durch die Möglichkeit des Hin-und Herwechselns von Spielern (klare Regularien) miteinander verzahnt. Was bedeutet das für das Trainerteam?

Für das Trainerteam bedeutet dies, dass wir ständig im Austausch sein müssen und wir –  Tobias Dedio, Niko Celebi und ich – viel kommunizieren müssen. Beispiel Niklas Betz. Vergangene Runde war er Stammspieler im A-Team. In der Vorbereitung war er nun drei Wochen im Urlaub, weshalb er sich erstmal im B-Team die nötigen Körner holen musste. Stück für Stück haben wir ihn so wieder ans A-Team herangeführt; und gegen Germania Rothenberger hat er dann wieder von Anfang an gespielt.

 

3.) Welche Ziele hast Du Dir mit dem A-Team gesteckt?

Wir alle – Vorstand, Trainer und Mannschaft – haben uns zum Ziel gesetzt, dass wir gerne im ersten Tabellendrittel mitmischen wollen. Wenn wir vom Verletzungspech einigermaßen verschont bleiben, haben wir auch die Qualität dazu. Aber wie oben schon angesprochen, wird das in dieser ausgeglichenen KOL alles andere als leicht. Außerdem –  und das halte ich für mindestens genauso wichtig wie das Saisonziel –  möchten wir als Trainerteam unsere Eigengewächse weiter fördern und ausbilden. Der A-Jugend-Jahrgang der Jugendtrainer Oliver Schlögl und Volker Rohrer hatte eine enorme Qualität, und diese Jungs sind die Zukunft des Vereins. Die Antons oder Hollanders sind alle erst 18 bzw. 19 Jahre alt und sollen in drei bis vier Jahren das Grundgerüst beider SVA-Mannschaften bilden. Darauf arbeiten wir hin, und es wäre für den SVA eine schöne Sache, so viele Eigengewächse im eigenen Trikot zu sehen.

 

4.) Dein Torwartspiel ist – sagen wir mal so – nicht ohne Risiko/riskant. Welche taktische Vorstellung steckt dahinter?

Ich möchte kurz vorwegschicken, dass ich bis zur B-Jugend Feldspieler war. Viele wissen das gar nicht. Wahrscheinlich interpretiere ich die Torwartposition deshalb etwas offensiver als meine anderen Torwart-Kollegen. Wenn wir in den taktischen Bereich gehen, versuchen wir durch meine offensive Torwartstellung beim Spielaufbau, eine Überzahlsituation zu schaffen. Wenn ein „Sechser“ diesen Part übernehmen würde, hätten wir einen Akteur weniger vor dem Ball, so haben wir im Mittelfeld eine Anspielstation mehr. In der Defensive könnte es vielleicht wirklich der eine oder andere meiner Ausflüge weniger sein. Aber die Abwehrspieler mögen meine Spielart, weil sie wissen, dass ihnen in brenzligen Situationen geholfen wird, wenn sie mal überspielt werden. Außerdem kam ich in meiner Karriere erst ein einziges Mal zu spät zum Ball und bekam dafür die Rote Karte (gegen den SV Somborn). Einmal in zwölf Jahren Seniorenfußball – also die Quote ist gar nicht mal so schlecht.

 

5.) Viele Fußballspieler schnüren schon in den untersten Amateurklassen – so scheint es zumindest –  ihre Schuhe für den Verein, „bei dem es die größten Versprechungen gibt“. Wird sich dieser Trend bei immer weniger werdenden Nachwuchsspielern verstärkt fortsetzen? Gibt es auch andere Faktoren, wonach sich ein Spieler „seinen Verein“ aussucht?

Ja, der Trend mit den immer weniger werdenden Nachwuchsspielern wird sich leider fortsetzen. Das ist aber ein gesellschaftliches Problem und kein spezifisches der Fußballvereine. Dafür gibt es auch mehrere Gründe. Erstens: Es erden nicht mehr so viele Kinder geboren. Zweitens: Die Kinder haben mittlerweile viel mehr Sportalternativen, als sie früher hatten. Drittens: Allgemein treiben die Kinder weniger Sport als früher. Aber diese Probleme haben nicht nur die Fußballvereine, sondern auch der Tennisclub oder der Gesangverein von nebenan.

Zur zweiten Teilfrage: Natürlich gibt es auch andere Faktoren, beispielsweise einen wunderschönen Hartplatz. Spaß beiseite: Die Kameradschaft ist das A und O. Wenn die passt, dann sind andere Faktoren auch nebensächlich. Der SV Altenmittlau hat über die letzten Jahre hinweg einen wahnsinnig guten Teamspirit entwickelt. Nicht umsonst kommen viele Spieler nach einem Wechsel wieder zurück zum SVA, weil sie sagen: Hey, sowas wie hier gibt es einfach nicht so oft. Ein solches Team trainieren zu dürfen macht mich schon stolz.